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Erkältungs-Saison: Pferd hustet – was tun?

Anke Rottmann by Anke Rottmann
19. Oktober 2025
Pferde beim Ausritt im Wald.

Foto: pixabay.com/Catkin (Symbolfoto)

Die Zahlen sind erschreckend: Jedes vierte Pferd in Deutschland leidet Jahr für Jahr an einer Atemwegserkrankung. Mehr als zehn Prozent haben sogar chronische Krankheiten der Atmungsorgane. Warum das Pferd hustet – und wie Pferdebesitzer vorbeugen können.

Kaum beginnt der Herbst, geht es los: Egal, ob Büro, Bahn oder Supermarkt – überall wird gehustet und geschnieft. Und im Stall geht es weiter. Denn die kalte und feuchte Luft macht auch den Pferden zu schaffen. Ihnen geht es wie uns Menschen: Stress, extreme Wetterverhältnisse oder Vorerkrankungen schwächen ihr Immunsystem – schon haben es Bakterien und Viren leichter und können Entzündungen der Bronchialschleimhäute auslösen.

Pferd hustet – das Wichtigste in Kürze
  • Husten ist oft das erste Symptom einer Infektion
  • Pferde können wiederkehrende oder entzündliche Atemwegserkrankungen bekommen
  • nur bakterielle Infektionen werden mit Antiobiotika behandelt
  • bessere Haltungsbedingungen und hochwertiges Futter können Husten vorbeugen
  • gerade wenn weitere Symptome auftreten – Tierarzt aufsuchen!
  • Pferd hustet: Anzeichen einer Infektion

    Wenn das Pferd manchmal hustet, vor allem zu Beginn des Reitens, ist das ein Hinweis auf eine Reizung oder Infektion der Atemwege. Weitere typische Anzeichen sind Nasenausfluss und eine geringere Leistungsfähigkeit. Dann solltest Du sofort den Tierarzt rufen!

    Grundsätzlich gilt: Je akuter die Erkrankung ist, desto heftiger und „bellender“ hustet das Pferd. Aber Vorsicht: Ist die Lunge bereits länger gereizt, wird der Husten „flacher“ und tritt dann meist nur noch selten bei Belastung auf. Heißt: Husten ist nur ein Symptom für eine Erkrankung der Atemwege – er muss aber nicht zwingend immer vorhanden sein.

    Von COB zur RAO

    Kommt der Husten immer wieder, sprachen Tierärzte bislang von COB (chronisch obstruktive Bronchitis) oder nutzen die englische Bezeichnung dafür, COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Doch mittlerweile unterscheiden die Veterinäre bei entzündlichen Atemwegserkrankungen zwei Gruppen: RAO (Recurrent Airway Obstrucion – wiederkehrende Atemwegserkrankung) und IAD (Inflammatory Airway Disease – entzündliche Atemwegserkrankung).

    Eine IAD liegt vor, wenn ein Pferd hustet, weniger Leistungsfähigkeit ist und eine Entzündungsreaktion zeigt. Sie dauert meist einige Wochen und kann vollständig ausheilen.

    Bei der RAO treten die Symptome in Schüben auf – und sie hat allergische Aspekte, wird zum Beispiel durch das Aufschütteln verschimmelten Heus verstärkt. Die RAO kann entsprechend immer wieder auftreten.

    Pferd hustet.
    Foto: Adobe Stock/Tetastock (Symbolfoto)

    Dämpfigkeit beim Pferd: das Missverständnis

    Oft sprechen wir von Dämpfigkeit beim Pferd, wenn wir eine chronisch obstruktive Bronchitis meinen. Das ist jedoch ein Missverständnis: Dämpfigkeit beim Pferd bedeutet, dass eine chronische, unheilbare Erkrankung von Lunge und Herz vorliegt.

    Als Dämpfigkeit bezeichnet man also eigentlich erst das Endstadium einer COB.

    Druse: hochansteckende Bakterien

    Das Pferd ist schlapp, hat Nasenausfluss und erhöhte Temperatur – das können Anzeichen von Druse sein. Weitere typische Anzeichen sind Atem- und Schluckbeschwerden und oft auch geschwollene Lymphknoten am Kopf. Diese hoch ansteckende Erkrankung entsteht durch eine Infektion mit dem Bakterium Streptococcus equi.

    Dampfender Pferdeatem im Winter.
    Foto: Adobe Stock/Mark J. Barrett (Symbolfoto)

    Diese Drusebakterien tragen übrigens rund zehn Prozent der Pferde in den oberen Atemwegen mit sich. Sie werden bei einer starken Belastung des Immunsystems zum Beispiel durch eine Erkrankung oder durch Stress aktiviert. Besonders gefährdet sind Pferde mit einem geschwächten Immunsystem. Und: Ist ein Pferd betroffen, trifft es häufig auch die tierischen Nachbarn in der Stallgasse. Deshalb sollten Pferde mit Druse isoliert werden.

    Pferd hustet – was tun?

    Was tun, wenn das Pferd hustet? Bei Atemwegserkrankungen beginnt der Tierarzt ähnlich wie der Hausarzt: Er klopft und hört das Pferd ab, erfragte dazu Haltungsbedingungen. Durch das Abhören hat der Veterinär erste Hinweise, wo und wie schwer das Pferd erkrankt ist. Und: Der Klang des Hustens lässt meistens schon Rückschlüsse auf den entzündeten Bereich zu.

    Ein trockener Husten deutet auf Reizhusten oder eine Virusinfektion hin – tiefer, feucht klingender Husten eher auf eine Verschleimung, also eine bakterielle Infektion. Auch das Aussehen des Nasenausflusses ist unterschiedlich: Helles, dünnflüssiges und wässriges Sekret, gekoppelt mit erhöhter Temperatur, spricht für eine Virusinfektion, gelblich-grünlicher und schleimiger Nasenausfluss für eine bakterielle Infektion.

    Tierarzt horcht in der Box die Lunge eines Pferdes ab.
    Foto: Adobe Stock/romul014 (Symbolfoto)

    Kann keine klare Diagnose gestellt werden, hilft eine Endoskopie. Dabei wird dem sedierten Tier durch die Nüster ein bis zu drei Meter langer, flexibler Schlauch in die Luftröhre eingeführt, an dessen Ende eine Lampe und eine kleine Kamera sitzen. Auf einem Bildschirm kann der Arzt dann Schleim, Schwellungen und auch Blutspuren an den Luftsäcken, der Luftröhre und den Bronchien erkennen.

    Reine Virusinfektionen werden ohne Antibiotika behandelt. Pferde mit einer bakterielle Infektion bekommen dagegen erst ein Breitband-Antibiotikum, das möglichst viele Bakterienarten abtötet.

    Am besten vorbeugen

    Experten sagen: Um Atemwegsinfekte bei Deinem Pferd zu vermeiden, solltest Du es artgerecht halten sowie Futter und Einstreu korrekt lagern. Denn auch Boxenhaltung mit zu geringer Frischluftzirkulation, Stress oder Bewegungsmangel können dazu führen, dass Dein Pferd hustet. Und: Bei falscher Lagerung entstehen in Stroh und Heu leicht Schimmelsporen, die die Infektanfälligkeit der Tiere erhöhen können. Deshalb:

    • auf genügend Frischluft achten: durch Außen- oder Paddockboxen, täglichen Weide- oder Paddockgang, Offenstall
    • Stress verringern: Pferde brauchen Licht und Auszeiten mit Artgenossen
    • Staub vermeiden: Stallgasse vor dem Fegen befeuchten, Heu, Späne und Stroh nicht zu stark aufschütteln
    • auf Qualität setzen: Heu und Stroh sollten hochwertig sein, ansonsten zehn Minuten im Wasser einweichen
    • Unterkühlung vermeiden: verschwitzte Pferde nicht in Zugluft stellen, eine Abschwitzdecke nutzen oder das Pferd unter ein Solarium stellen
    • auf Luftfeuchtigkeit achten: Bei hoher Luftfeuchtigkeit über 80 Prozent,wachsen Bakterien, Schimmelpilze und Parasiten gut
    Pferde im Offenstall im Winter.
    Foto: Adobe Stock/photoschmidt (Symbolfoto)

    Die Pferde-Lunge

    Pferde sind Lauf- und Fluchttiere – kein Wunder also, dass ihre Lunge ein Hochleistungsorgan ist. Die gesamte Oberfläche der Lungenbläschen ist etwa so groß wie zehn Tennisplätze. So liegt die Atemfrequenz eines gesunden, erwachsenen Pferdes bei acht bis 16 Atemzügen in der Minute, bei Stress können es bis zu 120 Atemzüge pro Minute werden.

    Und: Das gesamte Lungenvolumen eines 500 Kilo schweren Pferdes beträgt circa 40 Liter – bei uns Menschen sind es im Schnitt 3,5 Liter! So strömen pro Tag etwa 86.000 Liter Luft durch die Lungen eines Pferdes.

    Übrigens: Wenn ein Pferd galoppiert, atmet es nicht schneller – sondern ganz gleichmäßig. Das liegt daran, dass Pferde pro Galoppsprung nicht mehr als einmal ein- und ausatmen können. 

    Wichtiger Hinweis
    Unsere Ratgeber ersetzen nicht die veterinärmedizinische Beratung bei Deinem Tierarzt. Sie dienen lediglich der Information und sollen einen Überblick über Krankheiten, Verletzungen und deren Behandlung liefern. Wenn Dein Tier Symptome zeigt, die auf Verletzungen, Krankheiten oder Unwohlsein hinweisen, solltest Du Dich unbedingt an eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik wenden.

    Tags: AtemwegserkrankungenPferde-Hustenvorbeugen

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