Eigentlich sollte Wallach Clamsi zum Schlachthof. Doch der Schlachter hatte Mitleid mit ihm – und brachte ihn zur Pferdeklappe von Petra Teegen. pferde.de sprach mit ihr über ein außergewöhnliches Glück und den alltäglichen Kampf ums Überleben.
Als der große Schlacht-Transporter auf ihren Hof fuhr, konnte Teegen es kaum glauben. Schließlich rettet die 69-Jährige seit Jahren Pferde, gründete Deutschlands erste Pferdeklappe. Sie würde keinen Schützling zum Schlachter geben. „Da zuckt man schon zusammen“, erzählt die 69-Jährige. Als der Fahrer ausstieg, war sie sofort an seiner Seite. Und atmete auf. Denn er wollte kein Pferd mitnehmen – er wollte eins ausladen. Bedächtig öffnete der Fahrer die Verschlüsse, zog die Ausstiegsrampe hervor und öffnete die große Klappe des Wagens. „Mein Herz machte einen riesigen Extrahopser: Denn da stand der große goldene Clamsi auf einer dicken Schicht Späne auf dem Wagen.“ Es war ein Happy End, an das Teegen schon fast nicht mehr geglaubt hatte.
Die Geschichte von Clamsi begann bereits im Januar. „Damals kam er als Scheidungskind zu uns“, erzählt sie. Schnell fand sie für den Oldenburger ein neues Zuhause. „Alles schien perfekt. Ich freute mich so für Clamsi, denn er ist ein ganz freundlicher, lieber Kerl.“
Clamsi wurde verkauft – trotz Schutzvertrag
Bis im Oktober plötzlich ihr Telefon klingelte. Eine Frau teilte ihr mit, dass bei ihr zwei Pferde eingestellt wurden – ein achtjähriger Traber und ein älterer Fuchs namens Clamsi. Und der hatte in seinem Pass ganz hinten auf der allerletzten Seite einen Stempel von der Pferdeklappe. Teegen ging sofort in ihr Büro, suchte die Unterlagen zu Clamsi. Sie stellte fest: „Clamsi wurde im Februar diesen Jahres vermittelt – mit Schutzvertrag. Er befindet sich also noch ganz und gar unter unserem Schutz.“

Was war geschehen? „Die Anruferin erzählte mir, dass die beiden Pferde verkauft wurden, heute oder morgen sollte der Händler kommen. Für Clamsi hieß das: Ab zum Schlachter. Er war nicht mehr reitbar, hieß es.“ Für Teegen ein Schock: „Ich wusste genau, dass Clamsi in seinem Pass einen ‚Einleger‘ hatte und darauf als Nichtschlachtpferd eintragen war. Aber die Frau sagte, das Dokument sei verschwunden…“
Die neuen Besitzer hatten sich getrennt
Sofort versuchte die Pferdeklappen-Gründerin alles, um Clamsi zu retten. „Ich bat die Frau, ihn auf keinen Fall dem Händler zu geben und ich würde auch den Traber nehmen.“ Dann erreichte sie auch den Besitzer von Clamsi. Dabei erfuhr sie, dass das Paar, das dem Wallach ein neues Zuhause schenken wollte, sich getrennt hatte. „Die Frau war mit den Ponys ausgezogen. Aber der Mann fühlte sich mit den beiden Pferden, die geblieben waren, überfordert“, erzählt Teegen. „Also verkaufte er den Traber. Clamsi gab er als Begleitung für seinen jungen Wallach mit, denn die zwei waren ein Herz und eine Seele“, führt sie fort.
Sie erklärt ihm, dass für Clamsi der Schutzvertrag gelte – und er deshalb nicht verkauft werden dürfe. „Er versprach mir, dass er den Verkauf rückgängig machen würde“, sagt Teegen. „Mir war unwohl dabei, also rief ich noch einmal die Frau an, die mich alarmiert hatte. Ich bat sie noch einmal, dass sie Clamsi auf keinen Fall herausgeben sollte.“ Trotzdem blieb die Angst. Viele Fragen quälten Teegen: „Würde der Mann sein Wort halten? Und der Händler? Konnte Clamsi dortbleiben, bis wir ihn abholen konnten?“

Bonny und Kyra – gerettet aus der Kieskuhle
36 Stunden später fuhr dann der riesige LKW einer Schlachterei auf den Klappenhof. „Ich bekam eine Gänsehaut, denn damit hatte ich nicht gerechnet“, erinnert sich Teegen. Kurz darauf war Clamsi endgültig in Sicherheit. „Der Schlachter hatte unseren Stempel im Pass gesehen und hatte Mitleid mit Clamsi. Deshalb hat er ihn tatsächlich direkt zu uns gebracht.“ Für sie ist das Schicksal von Clamsi „wie ein Sonnenstrahl im Regen, ein Lächeln und ein Aufatmen in dieser stressigen Zeit.“ Nur eins mache sie traurig: „Den Traber behielt der Händler. Er war ja kein Klappenpferd.“
Seitdem wurde Clamsi täglich liebevoll umsorgt. Teegen war sicher: „Wir werden für ihn Menschen finden, die es ernst mit ihm meinen, bei denen er einem anderen Wallach Gesellschaft leisten kann.“ Genau das hat sie geschafft. Sein neues Zuhause verdankt Clamsi dabei zwei anderen geretetten Pferden: Bonny und Kyra. Die beiden Pferde standen in einer Kieskuhle. „Dort hatten sie es eigentlich gut, es gab Gras und Wasser für sie.“ Dann starb ihr Besitzer und niemand kümmerte sich um die beiden Pferde. „Das war fatal, denn durch den heißen Sommer war da nur noch ein Tümpel und es gab auch kein Gras mehr. Zum Glück entdeckte eine Frau die Pferde, als sie mit ihrem Hund dort spazieren ging“, erzählt die Klappenchefin.
Zwei weitere Tage hätte sie nicht überlebt
Schnell wurde abgeklärt, dass Bonny und Kyra zur Pferdeklappe kommen sollten. „Am gleichen Nachmittag waren sie schon bei uns. Kyra ist ja schon 31. Sie schwankte, als sie aus dem Hänger kam“, erinnert sich Teegen. „Der Tierarzt sagte nur, zwei Tage später wäre es das für sie gewesen.“ Die beiden wurden liebevoll wieder aufgepäppelt. Für Teegen stand fest: „Sie werden nur zusammen vermittelt.“

Doch das war gar nicht so leicht. „Wer will schon ein 31 Jahre altes Pferd.“ Doch dann kam eine Frau, die sich in Bonny verliebte. „Sie fragte bei sich im Stall rum und schließlich gab es eine Lösung. Die Stallbesitzerin würde Kyras Box übernehmen, alle zusammen zahlen für Futter und Co. So konnten Bonny und Kyra zusammen umziehen.“
Ein Wunder für Clamsi
Als sie abgeholt wurden, geschah das Wunder. „Eine Frau war dabei, die nur beim Transport von Bonny und Kyra helfen wollte. Dann sah sie Clamsi, er kam zu ihr, schnaubte, scharrte mit den Hufen. Er hatte sich für sie entschieden – und sie sich für ihn“, sagt die Klappenleiterin.
Für Teegen ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Er ist so ein schicker und lieber Typ.“ Doch sie braucht jeden Platz. Aktuell hat sie 43 Pferde auf dem Hof. „Wir kriegen so viele Pferde, weil die Leute Angst vor den Tierarztrechnungen haben.“ Nein sagen – das könne sie nicht. „In diesem Jahre haben wir jetzt schon 240 Pferde gerettet. Und es wird weitergehen. Denn wir sind für Pferde die letzte Hoffnung“, sagt sie.
Wenn Du spenden möchtest:
Wenn Du die Pferdeklappe unterstützen möchtest, kannst Du das hier tun: Spendenkonto Pferdeklappe e.V. bei der Nord-Ostsee-Sparkasse, IBAN DE59 2175 0000 0164 4072 72 oder an info@erste-pferdeklappe.de via PayPal.









Guten Tag ihr Lieben,weine immer noch,kann meine Tränen nicht halten,gut dass ich alleine mit meinen Katzen hier sitze.Das Schicksal von Clamsi ist mir so nahe gegangen.Danke für die Liebe der Mitmenschen,die die Not und den Schmerz sehen,fühlen und Gutes tun!
In großer Demut verbeuge ich mich vor der herzlichen Hingabe derer,die diese Welt aus der Betrübnis des Leiden,s herausholen, und die Herzen und Seelen zum Leuchten bringen.
In Dankbarkeit den Wesen gegenüber,die sich nicht wehren können,erlaube ich mir euch alles Liebe und Gute zu übermitteln.
Ich denke das Clamsi auch noch zu jung war um zu sterben.
Ich möchte mich bei den Menschen von ganzem Herzen danken die den geschundenen verlassenen Pferden ein Neues Schönes Leben geben können ohne Schmerz Leid Hunger dafür 1000 Dank
So wunderbar das es eure Pferdeklappe gibt. 1000 Dank!!!!
Ich finde es eher dramatisch, dass wir inzwischen in einem Land leben, wo sich Menschen den Tierarzt nicht mehr leisten können!! Ich erlebe das Problem täglich in meinem Umfeld und es ist verrückt, was da teilweise für einen minimalen Zeitaufwand aufgerufen wird. Das lässt sich eigentlich nicht rechtfertigen und kann sich keiner mehr leisten. Man überlegt sich 2 mal, ob der Tierarzt wirklich nötig ist. Und das betrifft nicht nur die Pferde, sondern auch Hunde, Katzen und andere Tiere. Für manche Menschen sind ihre Tiere alles und gerade für ältere Menschen der einzige liebevolle Kontakt. Die können sich aber die Tierarztrechnungen nach neuer GOT nicht mehr leisten. Das ist ein Mißstand, über den man auch berichten sollte. Viele Tierärzte sehen das Problem und sind auch nicht damit einverstanden. Diejenigen, die versuchen fair abzurechnen, weil sie die Not der Tiere und Patientenbesitzer sehen, werden bestraft und abgemahnt. Vielleicht sollten wir als Tierbesitzer, Tierärzte und Tierheim da mal gemeinsam ansetzen.
Doch egal wie groß die Not ist, sollte der Weg für diese Tiere nicht so enden.
Ich ziehe den Hut, vor den Menschen, die sich für diese Tiere einsetzen! Danke dafür.