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Pferdegedächtnis: 7 Fakten, die Du Dir merken solltest

Anke Rottmann by Anke Rottmann
21. September 2024
Pferd legt den Kopf schief.

Foto: pixabay.com/christels (Symbolfoto)

Wenn es um das Thema Gedächtnis und Tiere geht, denken die meisten vermutlich erst einmal an Elefanten. Dabei sind auch Pferde wahre Erinnerungs-Künstler. pferde.de präsentiert 7 Fakten zum Pferdegedächtnis, die Du nicht vergessen solltest…

Das Gedächtnis ist ein Wunderwerk – und bei uns Menschen ziemlich unterschiedlich angelegt. Während sich die eine noch genau erinnert, was sie alles im Kindergarten gemacht hat, kann sich der andere sich kaum an der Namen des Klassenlehrers erinnern. Und die nächste geht für einen Liter Milch in den Supermarkt, um am Ende zwar mit prall gefüllten Einkaufstaschen nach Hause zu kommen – nur ohne Milch.

Aber wie sieht es eigentlich bei unseren Partner auf vier Hufen aus? Können Pferde sich erinnern? Und wenn ja – wie gut? Sieben spannende Fakten zum Pferdegedächtnis:

1. Schon Fohlen speichern Informationen

Pferde sind schon im Fohlenalter echte Erinnerungskünstler. Denn sie speichern bereits unmittelbar nach ihrer Geburt die ersten Erfahrungen in ihrem Gedächtnis ab. Und können sie dort jederzeit wieder abrufen.

Diese Fähigkeit wird sogar ganz bewusst von einigen Züchtern genutzt. Sie sprechen von Imprinting, also einer Prägung – und zwar auf den Menschen. Die Methode entwickelte der amerikanische Tierarzt Dr. Robert Miller vor rund 30 Jahren. Dabei wird das Fohlen direkt nach der Geburt, wenn es noch im Stroh liegt, am ganzen Körper berührt. Das Neugeborene lernt dann auch gleich das Rascheln von Plastiksäcken oder das Surren einer Schermaschine kennen. Auf die Hufe zu klopfen simuliert den späteren Besuch beim Schmied. Und sogar Untersuchungen werden geübt.

Die Methode ist umstritten, denn sie wird so lange durchgezogen, bis das Fohlen alles ruhig über sich ergehen lässt – das kann auch mal bis zu einer Stunde dauern. Erst danach darf es aufstehen und bei seiner Mutter trinken.

Stute und Fohlen
Foto: pixabay.com/ Erdenebayar Bayansan (Symbolfoto)

Durch das Imprinting wird das Fohlen auf den Menschen geprägt. Laut Dr. Miller haben Fohlen, die so behandelt wurden, keine Probleme Hufe zu geben, am Strick zu laufen oder später einen Sattel zu tragen.

2. Pferdegedächtnis – Freunde fürs Leben

Eine Studie zeigt: Pferde sind wirklich Partner fürs Leben – und erkennen „ihre“ Menschen auch nach einer langen Trennung wieder. Die französischen Verhaltensforscherin Carol Sankey untersuchte für ihre Studie 20 Anglo-Araber und drei französische Warmblüter. Sie wollte wissen, wie gut sich die Pferde an eine weibliche Trainerin und ihre Anweisungen nach bis zu acht Monaten Trennung erinnern würden. Dabei wurden die Pferde nach den Lektionen mit Leckerlis belohnt.

Ergebnis: Die Pferde zeigten nach acht Monaten Trennung dieselbe Verbundenheit zur Testperson. Heißt: sie erinnerten sich nicht nur an die positiven Erfahrungen, sondern auch an die Person, mit der diese in Verbindung standen.

Frau umarmt ein älteres Pferd und küsst sein Fell.
Foto: Adobe Stock/Petra Eckerl (Symbolfoto)

3. Das Pferdegedächtnis kann „Multitasking“

Unsere Partner auf vier Hufen sind in Sachen Erinnerung mit einer Besonderheit ausgestattet: Das Pferdegedächtnis arbeitet „cross-modal“. Das bedeutet: Pferde können verschiedene Sinneseindrücke miteinander verknüpfen – und sogar fehlende Signale durch andere ersetzen. Jessica Frances Lampe (Universität Edinburgh/GB) und Jeffrey Andre (James Madison University in Harrisonburg/USA) zeigten in ihrer Studie, dass Pferde ihr Gedächtnis mit allen Sinnen füttern.

In verschiedenen Experimenten wurden zwölf Pferde zum Beispiel von vertrauten sowie von fremden Personen besucht und gestreichelt. Die Menschen verschwanden danach hinter einer Holzwand. Dann hörten die Pferden eine Tonaufnahme der vertrauten oder der fremden Person. Doch nicht immer stimmten die anwesende Person und die Stimme überein. Passten sie nicht zusammen, waren die Pferde deutlich neugieriger und aufmerksamer als bei einer übereinstimmenden Tonprobe.

Pony flehmt und zeigt Zähne.
Foto: pixabay.de/Hans Braxmeier (Symbolfoto)

Fazit der Forscher: Pferde können Aussehen, Geruch und Stimme einer Person zu einer zusammenhängenden Erinnerung zusammenfügen. Und sie bemerken, wenn die Signale nicht zusammenpassen.  Diese Fähigkeit – über die beispielsweise auch Menschen und Hunde verfügen – ist für Pferde extrem wichtig. Als Fluchttiere können sie so Feinde oder auch gefährliche Situationen bereits anhand eines einziges Sinneseindrucks – etwa eines Geräuschs oder eines Geruchs – rechtzeitig identifizieren.

4. Pferde merken sich „Kommandos“

Sitz, Platz, bleib – dass Hunde auf Kommandos reagieren, ist bekannt. Aber Pferde? Tatsächlich verstehen sie Kommandos sehr gut, bewies Verhaltensforscherin Carol Sankey. „Pferde sind fähig, menschliche Worte zu erlernen und sich zu merken“, sagt die Französin. „Sie können die menschliche Stimmen aufgrund der spezifischen Bandbreite ihres Gehörs sogar besser als sogar Hunde wahrnehmen.“

Deshalb rät sie beim Training nicht nur mit „fühlbaren“ Signalen wie Gewichtsverlagerung im Sattel zu arbeiten. Ihr Tipp: „Das Training ist erfolgreicher, wenn auch sprachliche Befehle in das Ausbildungsprogramm eingebaut werden.“

5. Die Sache mit der Vergesslichkeit

Eben bist Du mit Deinem Pferd noch an einem Gegenstand auf der rechten Seite ganz entspannt vorbeigeritten. Jetzt kommt Ihr von der anderen Seite – und Dein Pferd scheut plötzlich. Zugegeben, das wirkt so, als könnte ein Pferd sich nicht einmal ein paar Minuten merken, dass etwas nicht gefährlich ist. Doch so ist es nicht. Diese „Vergesslichkeit“ liegt eher im Auge des Betrachters, genauer: des Pferdes.

Pferdeauge
Foto: pixabay.com/MabelAmber

Denn beim Pferd liegen die Augen seitlich und sehen unabhängig voneinander. Dabei ist das linke Auge mit der rechten Gehirnhälfte verbunden, das rechte Auge mit der linken. Das Problem: Bei der Verknüpfung hakt es – und zwar ziemlich. Das heißt: Die zuständige Gehirnhälfte gibt die Information „Gegenstand auf der rechten Seite ist harmlos“ nicht an die andere Hälfte weiter.

6. Pausen helfen dem Gedächtnis

Das Pferdegedächtnis ist eher ein Sprinter als ein Ausdauersportler: Es funktioniert sehr gut – über  eine kurze Distanz. Im Vergleich mit Menschen haben Pferde etwa die Konzentrationsspanne eines Kindes. Das heißt: Pferde brauchen immer wieder Pausen im Training, damit sie das soeben gelernte abspeichern können.

Die Pausenzeit ist dabei durchaus individuell: Beim Erlernen einer Lektion reichen schon einige Sekunden. Am Ende einer Übungseinheit sind 30 Sekunden am langen Zügel Schritt gehen oder entspanntes Stehen ideal. Auch Pausentage sind sinnvoll: Zwei bis drei Einheiten in der Woche reichen, um Neues zu festigen.

Gesunde Pferdeleckerlis für den Sommer.
Foto: Adobe Stock/Nadine Haase (Symbolfoto)

7. Leckerlis fürs Pferdegedächtnis

Merken leicht gemacht: Das Pferdegedächtnis arbeitet besser, wenn es mit Interesse, Engagement und Freude bei der Sache ist – das ergab eine Studie der „Equine Research Foundation“ in Kalifornien. Das bedeutet: Das Training sollte nicht nur individuell aufs Pferd abgestimmt werden, sondern auch viel Abwechslung bieten. Und auch Leckerlis dürfen genutzt werden.

Sie sind nämlich eine sehr gute Gedächtnisstütze, fanden Wissenschaftler der französischen Universität Rennes bei einer Vergleichsstudie heraus. Dabei wurden Pferde mal mit und mal ohne Leckerlis trainiert. Ergebnis: Die „Leckerli-Gruppe“ lernte nicht nur schneller – diese Pferde behielten das Erlernte auch wesentlich besser im Gedächtnis als die Gruppe ohne Futterbelohnung.

Tags: PferdegedächtnisTraining

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